Zur Handlung:
„Es hat etwas Beschämendes, Mensch gewesen zu sein, ohne das
Menschlichste kennen gelernt zu haben.“
Anhand des Schicksals dreier Jugendlicher im endenden 19. Jahrhundert
wird die Begegnung mit Sexualität, Sehnsüchten, Träumen
und Zweifeln und deren Unterdrückung in der Familie und Schule dargestellt.
Durch falsche Erziehung, Leistungsdruck der Schule und der Eltern, Prestigedenken
der Erwachsenengeneration und mangelnder Aufklärung durch die Familie
gehen die Jugendlichen langsam zu Grunde. Das offene Gespräch in
der Gesellschaft über Sexualität ist unvorstellbar. Das Thema
der geschlechtlichen Liebe wird totgeschwiegen.
Während zwei der Hauptfiguren an ihrer Geschichte zerbrechen, wird
der Dritte durch einen "vermummten Herrn" von seinem Todeswunsch
abgebracht.
Über den Autor:
Frank Wedekind wurde am 24. Juli 1864 in Hannover geboren. Sein
Vater war Arzt, seine Mutter in der Jugend Schauspielerin. 1884 begann
Wedekind ein Studium der Germanistik und ein Jahr später ein Jurastudium,
das er jedoch aufgab und arbeitete dann als Journalist, Reklamechef, Sekretär,
Dramaturg, Schauspieler und Regisseur. Für ein veröffentlichtes
politisches Gedicht über Wilhelm II erhielt er drei Monate Festungshaft
wegen Majestätsbeleidigung. Wedekind gilt als Wegbereiter für
den Expressionismus. Stilistisch weist der lyrisch-expressive Dialogstil
auf Vorbilder wie Lenz, Grabbe und Büchner hin. In seiner satirisch-ironischen
Art provozierte er die bürgerliche Scheinmoral. Er gilt daher auch
als der wohl umstrittenste Dramatiker, heftig bekämpft und immer
wieder zensuriert. Frank Wedekind verstarb am 9. März 1918 in München.
Wedekind schrieb „Frühlings Erwachen“ in bewusstem Gegensatz
zum deutschen Naturalismus und stellte unter Beweis, dass Lebenstragik
weder von der Fallhöhe hochgestellter Personen, noch von den Regeln
klassischer Dramatik abhängig ist.
Das Stück wurde lange von der Zensur verfolgt... Nach der Berliner
Uraufführung, unter der Regie von Max Reinhardt, wurde „Frühlings
Erwachen“ ein großer Erfolg in ganz Deutschland...
Frank Wedekind über „Frühlings Erwachen“:
„Während der Arbeit bildete ich mir etwas darauf ein, in keiner
Szene, sei sie noch so ernst, den Humor zu verlieren. Bis zur Aufführung
durch Reinhardt galt das Stück als reine Pornographie. Jetzt hat
man sich dazu aufgerafft, es als trockenste Schulmeisterei anzuerkennen.
Humor will noch immer niemand darin sehen. Es widerstrebte mir, das Stück,
ohne Ausblick auf das Leben der Erwachsenen, unter Schulkindern zu schließen.
Deshalb führe ich in der letzten Szene den Vermummten Herrn an.“
„Ich glaube, dass das Stück umso ergreifender wirkt, je harmloser,
je sonniger, je lachender es gespielt wird.“
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