Orte der Handlung: in und
um Wien
Zeit der Handlung: im November 1823 und 1781 - 1791
(Pause nach dem 11.Bild)
Die Handlung: Peter Shaffer lässt in seinem Schauspiel den
greisen, im Rollstuhl sitzenden Hofkomponisten Salieri in Rückblenden
seine Beziehung zu Mozart in den Jahren 1781 bis 1791 erzählen.
Der ehrgeizige Salieri hatte Gott als Gegenleistung für künstlerischen
Erfolg ein frommes Leben versprochen. Konfrontiert mit Mozarts Kompositionen
erkennt der zum Hofkapellmeister avancierte Salieri die geniale Überlegenheit
des „Newcomers“ und glaubt, die „musikalische Stimme“
Gottes zu hören. Er hadert mit Gott und entschließt sich, seinen
von Gott offensichtlich geliebten Rivalen zu neutralisieren. Auf erpresserische
Art und Weise versucht er, die Gunst von Mozarts Frau Constanze zu gewinnen.
Es gelingt ihm, eine Anstellung Mozarts zu verhindern. Auch die baldige
Absetzung der Oper „Die Hochzeit des Figaro“ kann er auf intrigantische
Art erreichen. Mozart durchschaut den klugen, erfahrenen Mann nicht und
hält ihn zeitweise sogar für seinen Freund und Gönner.
Erst die Musik des „Don Giovanni“ lässt Salieri sein
Intrigenspiel aufgeben - zu sehr hat ihn als Musiker das Werk beeindruckt.
Schließlich aber verstärkt er Mozarts Todesvisionen, indem
er mehrmals nachts als Tod verkleidet an dessen Fenster auftaucht...
Als Salieri nach Mozarts Tod mitansehen muss, wie dieser zu unvergänglichem
Ruhm aufsteigt, während seine eigene Musik in Vergessenheit gerät,
versucht er mit dem falschen Geständnis, er habe Mozart mit Arsen
vergiftet, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen - doch niemand glaubt
ihm. Mit einem Rasiermesser schneidet er sich die Kehle durch, überlebt
und wird in eine Nervenheilanstalt gebracht...
Zum Stück selbst: Das sehr anspruchsvolle Schauspiel des 1926
in Liverpool geborenen Autors Peter Shaffer, von dem bereits vor einigen
Jahren an der KGS die geistreiche „Komödie im Dunkeln“
zu sehen war, ist bei uns eher bekannt geworden durch Milos Formans mit
elf Oscars gekürte Verfilmung von 1984. Aber bereits 1979 wurde das
Schauspiel selbst in London erfolgreich uraufgeführt und ist seitdem
auch von den Spielplänen der deutschen Theaterbühnen nicht mehr
wegzudenken.
Der Stoff ist in der Tat sehr spannend aufbereitet und entbehrt durch
die im Verlauf der Handlung auf die Spitze getriebene Polarität von
Genie und Talent, dargestellt anhand der Beziehung von Mozart zu seinem
angeblichen Widersacher Salieri, nicht einer gewissen zeitlosen Aktualität.
Peter Shaffer geht in seinem Schauspiel der Legende nach, Mozart sei durch
seinen Rivalen Antonio Salieri vergiftet worden. Dieses von Salieri selbst
verbreitete Gerücht veranlasst ihn zu der These, Salieri habe sich
selbst nur deshalb des Mordes an Mozart bezichtigt, um an seiner - Mozarts
- Unsterblichkeit teilhaben zu können - ein interessanter Aspekt,
den er aus Beethovens Konservationsheft heraus ableiten zu können
glaubt.
Dieses Schauspiel ist ganz sicher nicht „der Stoff, aus dem die
Träume sind“. Die Theatergruppe musste sich sehr intensiv mit
dem Stoff, dem Szenario, den ungewöhnlichen Charakteren auseinandersetzen,
ehe sie in die Proben einsteigen konnte. Das vielen geläufige und
meist verkitscht überlieferte Mozart-Bild musste gewaltig revidiert
werden: Nicht das nette Wunderkind wird hier gezeigt, sondern ein absolut
egozentrischer Musiker, „versaut“ bis zum „geht-nicht-mehr“,
ein Genie, das sich von den Hofschranzen zu Recht ständig verkannt
fühlt.
Auch die Figur des Salieri, für die meisten bislang eher eine graue
Eminenz, von der man nicht viel mehr als den Namen kannte, mußte
neu erarbeitet werden - schließlich wird sie in Shaffers Schauspiel
zum eigentlichen Dreh- und Angelpunkt des Gesamtgeschehens.
(Aus dem Programmheft)
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