Ort der Handlung: Ein Königsschloss
(irgendwo)
Zeit der Handlung: Früher, möglicherweise auch heute
Schauplätze:
1.Akt: Im Park
2.Akt: Im Appartement des Prinzen
3.Akt: In einem Schlossgemach
Pause
3.Akt / Forts.: (am selben Ort)
4.Akt: In einem anderen Schlossgemach
Verwandlung: Speisesalon
Die Handlung: Der junge Prinz Philipp hat die Lust an den jungen,
hingabefreudigen Hofdamen vorübergehend verloren und beschwört
stattdessen eine bizarre Sensation am Hofe herauf: Zum Erstaunen aller
gibt er seine beabsichtigte Verlobung mit Yvonnc, einem hässlichen,
im wahrsten Sinn des Wortes sitzengebliebenen Mädchen aus dem Volk
bekannt, dem er zufällig im Park begegnet ist. König Ignaz und
Königin Margarete, seine Eltern, halten das Ganze zunächst für
einen schlechten Scherz ihres missratenen Sprösslings. Als sie jedoch
die Ernsthaftigkeit seiner Absicht erfassen, versuchen sie den vorprogrammierten
Skandal zu vermeiden, indem sie die Verlobung nun - notgedrungen - als
„demokratische Verlobung des Prinzen Philipp mit der Repräsentantin
der niedersten Gesellschaftssphären, Fräulein Yvonne“
und als die „edelmütige Tat“ eines vom Mitleid gerührten
Herzens der Öffentlichkeit „zu verkaufen“ versuchen.
Yvonne wird ins Schloss gebracht, und nun beginnt ein ebenso makaber-lustiges
wie hintergründig gefährliches Komödienspiel: Yvonne, die
während des ganzen Stücks nur ganze siebenmal den Mund öffnet,
um einen winzigen Satz oder nur ein einziges Wort von sich zu geben, erweist
sich in ihrer provozierenden Stummheit und psycho-physischen Verschlafenheit,
kurz: in ihrer „nackten“ Hässlichkeit als eine „infernalische
Kombination“ und Synthese all dessen, was die anderen ängstlich
hinter der äußeren Form zu verbergen suchen. Die Hofdamen geraten
in Aufruhr, da sie Yvonnes Gegenwart als Anspielung auf ihre eigenen,
sorgfältig kaschierten körperlichen Gebrechen und Mängel
empfinden. König Ignaz fühlt sich plötzlich an verbrecherische
Jugendsünden erinnert, und die Königin sieht sich schließlich
ihres größten Geheimnisses, dem Bodensatz ihrer verkitschten
Gefühlswelt, öffentlich entblößt.
Das Unerhörteste aber stößt dem Prinzen zu: Sein „Spielzeug“
aus einer Augenblickslaune heraus, die willenlose Puppe, mit der man sich
„alles erlauben kann“, verliebt sich in ihn, was ihn nun unweigerlich
an sie fesselt.
Auf verschiedenste Art versucht er nun, sie wieder loszuwerden. Doch auch
seine offizielle Trennung von ihr und seine Hinwendung zu einer Hofdame
mit „Sex-Appeals“, die er zu seiner neuen Braut erklärt,
helfen nicht weiter. Der Hof verroht und verwildert hinsichtlich seiner
Sitten. Tabus werden ignoriert, die gesellschaftlichen Formen lösen
sich auf - und dies nur deshalb, weil es eine Yvonne gibt, mit der man
sich „alles erlauben kann“.
Dem Wahnsinn nahe, trachtet die Königin danach, Yvonne mit Gift zu
beseitigen, der König will sie „an die Fresse packen“
und sie erwürgen, Prinz Philipp sie erstechen, bis der Kammerherr
auf einen „rettenden Einfall“ kommt: Unter Wahrung des „Taktgefühls“
soll Yvonne bei einem Festessen, bei dem es einen grätenreichen Fisch
geben wird, so erschreckt werden, dass sie sich verschluckt, an einer
Gräte erstickt und somit eines „natürlichen Todes“
stirbt, nachdem sie zuvor offiziell zur „Prinzessin von Burgund“
erhoben worden ist.
Der Plan gelingt, die „Formen“ sind wiederhergestellt. Bleibt
nur noch die Bemerkung der Königin gegenüber ihrem Gemahl: „Man
wird an die Trauer denken müssen. Du bist zu dick geworden, deine
Anzüge sind dir zu eng...“
(Aus dem Programmheft)
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