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Andorra
Stück in zwölf Bildern
 

Autor

Max Frisch (1911 - 1991)

Uraufführung

1961 / Zürich

Stuhr-Brinkumer Premiere

15.Februar 1986 / Theaterforum der KGS in Stuhr-Brinkum

Spielzeit

1986

Inszenierung / Regie

Wilhelm Eugen Mayr, Mitglieder des Theaterprojektkurses

Bühnenbild, Requisite,
Kostüme, Schminke /
Maske

Georg Pahl, Mitglieder des Ensembles, Fundus des Goethetheaters / Bremen, Polizeidienststelle in Leeste, Dieter Bohn

Plakat

Meike Düßmann

Ausführende

Theaterprojektkurs der KGS Stuhr-Brinkum

Veranstalter

Förderverein der KGS Stuhr-Brinkum




Zur Handlung und zur Inszenierung (aus dem Programmheft)

Ort:
Andorra - das ist ein kleiner Ort (Stadt, Land, Kleinstaat - nicht identisch mit dem Pyrenäenstaat), der überall sein könnte.

Andorra - das ist ein Hort des Friedens, der Freiheit und der Menschen- rechte - so sagt es der Doktor, und so meinen es viele Einwohner Andorras.

Andorra - das ist ein Hort der Diskriminierung, des Hasses und der Menschenverachtung - so erleben ihn der vermeintliche Jude Andri und die, die ihn lieben.

Andorra ist der Name für ein Modell. (Max Frisch)

Zeit: Könnte Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft sein.

Andri wächst als vermeintlicher Pflegesohn des Lehrers in Andorra auf. Dieser verschweigt den Andorranern, dass Andri in Wirklichkeit sein leiblicher Sohn aus seiner früheren Beziehung mit der Senora ist, die im Nachbarstaat der "Schwarzen" wohnt und somit zu den Feinden des Staates Andorra gehört. Um Unannehmlichkeiten vorzubeugen, hatte er behauptet, er habe Andri aus dem Land der Schwarzen herausgeschmuggelt, um ihn - den kleinen Judenjungen - vor dem Zugriff der judenfeindlichen Schwarzen zu retten. So wächst Andri in Andorra auf und wird von allen Bewohnern Andorras für einen Juden gehalten. Man projiziert in ihn alle Negativ-Vorurteile hinein, die man Juden gegenüber nur haben kann (Geldgier, Ichsucht u.ä.). Andri, der ja in Wirklichkeit kein Jude sondern selbst Andorraner ist, wird so nach und nach in eine Rolle hineingedrängt, aus der er nicht mehr herauskommt: Er wird "vorverurteilt", der Jude zu sein, den die Andorraner in ihm zu sehen glauben. Nach und nach übernimmt er die Eigenschaften, die die Andorraner ihm unterstellen. Dem Pater, zunächst angehalten, ihn dazu zu bringen, seine Judenrolle zu akzeptieren, fällt später die schwere Aufgabe zu, Andri klarzumachen, dass er in Wirklichkeit kein Jude ist und eigentlich nur so geworden ist, weil die Andorraner es von ihm so erwartet haben - ohne Erfolg! Zu sehr ist Andri inzwischen verwachsen mit seiner Rolle als - schlechter - Jude. Als der Lehrer (sein Vater) ihm auch noch die Heirat Barblins (seiner Tochter) verbietet, muss Andri vermuten, dass auch hierfür seine - vermeintliche - jüdische Abstammung der Grund ist. Denn dass Barblin in Wirklichkeit seine Halbschwester ist, weiß er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Ausgestoßen aus der Gemeinschaft der Andorraner, schikaniert vom Amtsarzt, Wirt, Tischler, Gesellen und Jemand, zusammengeschlagen vom Soldaten wird Andri mehr und mehr zum verbitterten Außenseiter, der tatsächlich die negativen Eigenschaften, die man ihm als (vermeintlichem) Juden unter-stellt hat, übernommen hat. Da er in Wirklichkeit ja selbst Andorraner ist, wird er so zum lebendigen "Spiegel" aller Andorraner.

Als eines Tages die Senora in Andorra auftaucht, um nach dem Verbleib ihres Kindes zu forschen, wird sie als unbequeme Zeugin beseitigt. Der Lehrer - mehr und mehr dem "Suff" ergeben - kann nicht mehr als Zeuge der wahren Identität Andris ernst genommen werden, und der Mutter (seiner Frau) fehlen die Beweise hierfür.

So ist das traurige Ende "vorprogrammiert“: Nach dem Einmarsch der „Schwarzen" in Andorra und der damit verbundenen Judenschau wird Andri liquidiert. Sein verzweifelter Vater erhängt sich, und 8arblin, die als Geliebte Andris kahlgeschoren wird („Judenhure“), verliert den Verstand...

Das Illusionstheater wird durchbrochen, indem die Schuldigen zwischen den einzelnen Bildern in den Zeugenstand treten, die Ereignisse in der Rücschau erörtern und sich alle, mit Ausnahme des Paters, für „nicht schuldig“ erklären...

Zur Inszenierung:
Die Thematik erschien den Darstellern so wichtig, dass sie vom gesprochenen Wort möglichst wenig ablenken wollten. So wird auf ein Bühnenbild gänzlich verzichtet, und auch die Requisiten wurden auf ein Minimum reduziert. Die einzelnen Spielflächen werden lediglich durch Scheinwerferausleuchtung markiert. Der Zuschauerraum wird z.T. mit in das Geschehen einbezogen (Zeugenschranke, Todespfahl u.a.), er gehört gleichsam zu Andorra hinzu. Die Grenzen von agierenden Andorranern und passiv-duldenden Andorranern, die durch ihr Schweigen zum Geschehen, zum Unrecht, mitschuldig werden, sollen bewuBt aufgehoben werden. So werden die Zuschauer zu 8etroffenen im ursprünglichen Sinne des Wortes. „Andorra ist“ nicht mehr nur „der Name für ein Modell“ (Frisch), sondern die Aufführung selbst wird zu einem Modell geraten, in dem jeder - ganz gleich ob Akteur auf der Bühne oder „passiver Akteur" vor der Bühne - ein Spiel proben kann, das all zu oft schon zur Realität geriet und jederzeit überall wieder Realität werden kann. Man probt den Ernstfall um ihn zu verhindern...




Darsteller/innen

Andri

Carsten Riebold

Barblin

Andrea Fanter

Der Lehrer

Olaf Varlemann

Die Mutter

Meike Düßmann

Die Senora

Anke Ellinghausen

Der Pater

Jens Schebesta

Der Soldat

Helge Bruns

Die Wirtin

Meike Hommel

Der Tischler

Dirk Nost

Der Doktor

Stephan Hiller

Der Geselle

Thomas Schwarzkopf

Der Jemand

Carola Thom

Andorraner

Lüder KlotzKai
Michalak
Frank Winkelhoff

Das Publikum

 

Die Soldaten in schwarzer Uniform

Jens Doerschel
Torsten Fischer
Ralf Kaptein
Lüder Klotz
Thomas Kummer
Kai Michalak
Frank Winkelhoff

Der Judenschauer

Marc Günther



Crew

Souffleusen

Sandra Mahlstedt, Michaela Hampf

Lichttechnik

Nils Henrichwark, Carsten Sommer, Silke Mahlstädt
Inspiziens: Silke Mahlstädt
Ltg.: Wilhelm Eugen Mayr

Percussion

Eva Schenk

Roadies, Umbauhelfer

Mitglieder des Ensembles



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